Georg C. Peter
Georg C. Peter

Gedichte

Beethoven im Restaurant

 

Als, mit Füßen schwer wie Blei,

einst er lief am „Schwan“ vorbei,

fiel des müden Meisters Wahl

auf das Wiener Ess-Lokal,

 

dort jedoch nichts aß, nichts trank,

gleich im Notenblatt versank,

um ein Liedchen zu kreieren

und den Einfall zu notieren.

 

Schrieb voll Inbrunst und vergaß,

dass – bislang - er gar nichts aß,

und verpasst‘ auf diese Weise

Nockerl- und Frittatenspeise. *

 

Um, auch ohne Weines Tropfen,

kräftig auf den Tisch zu klopfen,

und, so steht’s in den Annalen,

zum Herrn Ober meinte: „Zahlen!“

 

Merke: Nirgends kriegt man auf der Welt

Essen - wenn man‘s nicht bestellt.

 

 

*Nockerl: Kleine Klöße

Frittaten: Pfannkuchen, Eierkuchen

Cicero  (106 v. - 43 v. Chr.)

 

In Romes schwüler Hicero,

da lebte einst der Cicero,

der hatte Geistesblicero

und machte ständig Wicero.

 

Darauf wurde stibicero

ihm sein Senatessicero,

aus Rom musste er flicero

und aus war’s mit dem Wicero.

 

Dennoch:

Es las sogar den Cicero

noch gern der Alte Fricero!

Anmerkungen zu „Cicero“:

 

Der berühmte Anwalt und Senator der Antike wird noch heute im Lateinunterricht gelesen. Nachdem er aus Rom verbannt wurde, durfte er zwar Jahre später zurückkehren, konnte jedoch nicht mehr als Anwalt arbeiten. Nach der Ermordung Caesars wurde er unter dem zweiten Triumvirat (Octavian, Antonius, Lepidus) liquidiert.

Luthers Thesen

 

Einst im weit entfernten Rom

ward gebaut der Petersdom,

der - mit Marmor und mit Gold -

künftig neu entstehen sollt‘.

 

Leo, Papst von Gottes Gnaden,

wandelte auf frommen Pfaden,

flehte im Kapitelsaal,

betete um Kapital.

 

Ohne Beichte, ließ er künden,

sei der Mensch befreit von Sünden

und von künft’gen Höllenqualen:

Nur ein Ablass sei zu zahlen.

 

Frisch befreit von Gottes Strafen

konnte mancher ruhiger schlafen.

Doch es war ein wenig teuer:

Buße ohne Fegefeuer.

 

„Wozu braucht, in aller Welt,

der Hochwürden so viel Geld“,

fragte einst ein Gottesdiener:

Martin Luther, Augustiner.

 

Jener lehrte früh bis spät

an der Universität,

konnte schreiben wie auch lesen:

Er schrieb fünfundneunzig Thesen,

 

welche er in großer Zahl

heftete ans Kirchportal.

Tat darin den Papst ermahnen

nicht so kräftig abzusahnen.

 

Seither war der Mönch bekannt

und vom Pontifex gebannt.

Doch er war nicht aufzuhalten,

und die Kirche war gespalten.

 

Merke:

Wär‘ Papst Leos Seele reiner

und der Dom ein wenig kleiner,

wär‘ womöglich heut‘ zu lesen:

Außer Thesen nichts gewesen.

 

Anmerkung zu Luther:

 

Nachdem Papst Leo den Neubau des Petersdoms beschlossen hatte, ließ er durch zahlreiche Mönche den „Petersablass“ verteilen. Ablasse waren Dokumente, die einen Sünder vor göttlicher Strafe im Jenseits schützen sollten. Besonders eifrig tat sich dabei ein Dominikanermönch namens Johann Tetzel hervor, der unter anderem im Bistum Magdeburg predigte, um jene Ablassbriefe an Gläubige zu veräußern. Das eingenommene Geld landete im „Tetzelkasten“, auf dem - einer Überlieferung zufolge - gestanden haben soll: Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.

Jene Predigten waren im Jahr 1517 für Martin Luther der Anlass für seine 95 Thesen, die er angeblich an das Kirchportal von Wittenberg heftete. In jenen Thesen („Behauptungen“) kamen auch andere Missstände der katholischen Kirche zur Sprache.

Zenon  (um 490 - um 430 v. Chr.)

 

Viele wunderten sich sehr

über Zenon von Elea -

Geist und Zunge waren schnell,

paradox sein Denkmodell:

 

Wer beim Laufen um die Wette

stets den Lorbeer innehätte,

sei am Anfang schon geklärt,

wenn ein Vorsprung sei gewährt.

 

Doch von Nöten, zu dem Zwecke:

Stete Teilung einer Strecke

und - als Erstes zu beginnen,

um das Rennen zu gewinnen.

 

Eine Schildeskröte sei

an dem Startpunkt schon vorbei,

des Achilles flotte Sohlen

auf dem Weg, sie einzuholen.

 

Dem Achilles teilt, trotz Eile,

sich die Strecke in zwei Teile.

Eh‘ Teil eins er noch beendet,

sich das Tier gen Ziele wendet.

 

Dadurch, in der Theorie,

endet dieses Rennen nie,

da die Kröte nicht verweilt,

und der Weg sich ständig teilt.

 

Jener neue Denkprozess

hieß: unendlicher Regress.

Alle Klugen applaudierten,

selbst, wenn sie es nicht kapierten.

 

Merke:

Ist die Theorie auch grau,

waren Griechen dennoch schlau!

Anmerkungen zu „Zenon“:

 

Zenon von Elea, auch Zenon der Ältere genannt, wird zu den Vorsokratikern gezählt. Zenons Trugschluss des „Nicht-ans- Ziel-kommen-könnens“ wird auch als „Teilungsparadoxon“ bezeichnet. Über seine Redekunst berichtet Timon von Phleius: „Unüberwindlich ist die gewaltige Stärke des Zenon. Keiner entgeht ihm, dem doppelzüngigen Manne [..].“

Hildegard von Bingen (1098 – 1179)

 

„Sie wird es zu etwas bringen“,

sprach der Vater von von Bingen,

denn als zehntes Kind, von Adel,

ward geboren einst das Madel.

 

Doch zum Abschied musst‘ er zwingen

sich, von Hildegard von Bingen,

die - mit Jutta zur Komplizin -

kam ins Kloster, als Novizin.

 

Mit den Schwestern oft am Singen

war die Hildegard von Bingen.

Musizieren kann sich lohnen:

Danach hatte sie Visionen.

 

Und die Glocken taten klingen

bei der Hildegard von Bingen,

und sie betete bis Ostern

um die Gründung von zwei Klostern.

 

Eingerahmt von schönen Dingen

war die Hildegard von Bingen,

und am Abend schrieb sie gerne

über Liebe, Kunst und Sterne.

 

Als die Siechenden anfingen

bei der Hildegard von Bingen

ins Skriptorium zu wanken,

heilte sie hernach die Kranken.

 

An den Lippen viele hingen

bei der Hildegard von Bingen,

und erklärten sie, ganz eilig,

schon zu Lebzeiten als heilig.

 

Merke:

Daher heute noch verschlingen

wir die Bücher von von Bingen.

Anmerkungen zu „Hildegard von Bingen“:

 

Hildegard von Bingen war Benediktinerin, Universalgelehrte, Komponistin und Dichterin. Als zehntes Kind wurde sie - wie damals üblich - im achten Lebensjahr in ein Kloster gegeben, gemeinsam mit der acht Jahre älteren Jutta von Sponheim („und meine Eltern weihten mich Gott unter Seufzern“).

Schon als Kind hatte sie Visionen, die sie Jahre später in einem Visionswerk niederschrieb („Scivias - wisse die Wege“). Sie gründete zunächst das Kloster Rupertsberg bei Bingen für Adelstöchter, später noch das Kloster Eibingen, in welches auch Nichtadelige eintreten durften. Sie wurde bereits zu Lebzeiten als Heilige verehrt, allerdings erst viele Jahrhunderte später in das Verzeichnis für Heilige aufgenommen. Aufgrund ihrer medizinischen Abhandlungen wird sie noch heute mit Naturheilkunde in Verbindung gebracht.

Kolumbus (um 1451 – 1506)

 

Voll mit Fässern und Fressalien

stach Kolumbus aus Italien

nach recht wilden Abschiedsfesten

früh in See in Richtung Westen.

 

Auf der Spanier Geheiße

auf drei Schiffen ging die Reise:

Mit „Maria“, „Pinta“, „Nina“

warn sie auf dem Weg nach China.

 

Jedoch gingen sie am Strand

der Bahamas bald an Land,

und vor Orten bauten sie

eine kleine Kolonie.

 

Wo sie Menschen, die sie kannten,

deshalb „Indianer“ nannten,

da es hieß, mehr oder minder,

die Chinesen wären Inder.

 

Dieses lag vor allem auch

an dem wirren Sprachgebrauch,

da bei Indern und Chinesen

niemand jemals war gewesen.

 

Also rauchten die „Chinaner“,

die man nannte „Indianer“,

nun zum Dank für Kamm und Seife

mit Kolumbus Friedenspfeife.

 

PS:

Und, was niemals war bezweckt,

war Amerika entdeckt.

Anmerkungen zu „Kolumbus“:

 

Kolumbus ist um 1451 in Genua geboren und hörte auf den Namen Cristoforo Colombo. 1492 landete er auf den Bahamas. Anvisiert war eine Hafenstadt in China, welche – nach damaligem Sprachgebrauch – zu Indien gehörte. Dass sich Kämme im Gepäck befanden, ist wahrscheinlich. Seife war zwar bereits erfunden, wurde damals aber – um Krankheiten zu verhindern - nur selten verwendet.

Heute weiß man, dass bereits 500 Jahre zuvor die Isländer in Nordamerika gelandet waren, unter anderem der Wikinger Leif Eriksson.

Odysseus und der Zyklop

 

Mit viel Wehgeschrei und Bangen

ward die Kriegerschar gefangen

bei der Jagd auf Antilopen

von dem Einaugezyklopen,

unter Jauchzen und Gegröle

in des Polyphemus Höhle.

 

Der gelegentlich zum Spaß

einen Griechenkrieger aß,

da er Menschenfleisch begehrte

und mit Haut und Haar verzehrte.

Angefüllt mit süßem Wein,

schlief er später selig ein.

 

Als der Riese lag im Schlafe,

folgte gleich darauf die Strafe:

Odysseus nahm einen Spieß,

den er ihm ins Auge stieß.

Der Zyklop musste erblinden

und tat niemals Niemand finden.

 

Sie entkamen der Bedrängnis

Und verließen das Gefängnis,

denn sie konnten bald entfleuchen

festgezurrt an Tieresbäuchen,

auf dass kein Zyklop sie fühle

unter Schafes Wollgewühle.

 

Doch im Wachen, wie im Schlaf,

rochen sie seitdem nach Schaf.

 

 

Eselsbrücke für Zyklopen:

Willst Du nicht in Blindheit siechen,

so verzehr‘ nicht sinnfrei Griechen!

Anmerkungen zu Odysseus und der Zyklop:

 

Tatsächlich war Odysseus auf der Jagd, als er die Höhle des Polyphemus entdeckte. Die in Afrika beheimateten Antilopen gab es aber kaum auf den Inseln des Mittelmeers.

Im Gespräch mit dem Zyklopen nennt ihm der Seefahrer einen erdachten Namen: „Niemand“. Als Odysseus dann den Riesen geblendet hatte, kamen weitere Zyklopen zu Hilfe. Da Polyphemus jedoch rief: „Niemand hat mir weh getan“, zogen sie unverrichteter Dinge wieder ab.

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